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Hypertonie: Blutdruck ab dem Alter von 36 Jahren beeinflusst

Hypertonie: Blutdruck ab dem Alter von 36 Jahren beeinflusst

London – Ein erhöhter Blutdruck ist eine wichtige vermeidbare Ursache von Demenzen im Alter. Eine Langzeitstudie in Lancet Neurology (2019; doi: 10.1016/S1474-4422(19)30228-5) zeigt jetzt, dass sich die Blutdruckwerte im Alter von 36 bis 53 Jahren auf die spätere Ausdehnung von „White Matter Lesions“ in der Magnet­resonanztomografie auswirken, die ein früher Hinweis für kognitive Störungen sind. Ein Einfluss auf die Amyloid-Ablagerungen war dagegen nicht nachweisbar.

Die SPRINT-MIND-Studie hatte zuletzt gezeigt, dass eine Normalisierung des Blutdrucks das Demenzrisiko senken kann. An der Studie hatten Menschen teilgenommen, die im Alter von im Mittel 67 Jahren vermutlich bereits über viele Jahre einen erhöhten Blu­tdruck hatten. Es könnte deshalb sein, dass ein früherer Beginn der antihypertensiven Therapie eine größere Schutzwirkung erzielen würde.

Diese Hypothese wird jetzt durch die Analyse der „Insight 46“-Studie bestätigt. Es handelt sich um eine Kohorte von anfangs 5.362 Briten des Geburtsjahrgangs 1946, die seit ihrem 36. Lebensjahr regelmäßig befragt und untersucht werden. Im Alter von 69 bis 71 Jahren wurde bei 502 Teilnehmern eine Magnetresonanztomografie (MRT) und eine Positronen­emissionstomografie (PET) durchgeführt.

Im MRT wurde die Größe der einzelnen Kernregionen gemessen, die im Alter kleiner wer­den (Hirnatrophie). Außerdem wurde die Ausdehnung der „White Matter Lesions“ (WML) bestimmt, zu denen es infolge von Durchblutungsstörungen im Gehirn kommt. Sie wer­den auch als stumme Schlaganfälle bezeichnet, da sie zunächst keine Symptome verursa­chen. Mit zunehmender Ausdehnung kommt es dann zu Ausfallerscheinungen, zu denen kognitive Beeinträchtigungen und Demenzen gehören.

Die WML sind Ausdruck einer zerebralen Mikroangiopathie („small vessel disease“), die ein Endorganschaden der langjährigen Hypertonie im Gehirn ist. Die PET kann mit dem Marker 18-Florbetapir Beta-Amyloide nachweisen, die ein Kenn­zeichen des Morbus Alzheimer sind, der häufigsten Demenz-Ursache im Alter.

Ein Team um Jonathan Schott vom University College London hat die Ergebnisse der beiden Untersuchungen mit den früheren Blutdruckwerten in Verbindung gesetzt, die im Alter von 36, 43, 53, 60 bis 64 und 69 Jahren gemessen worden waren.

Ergebnisse: Ein erhöhter Blutdruck im Alter von 53 Jahren und ein stärkerer Anstieg im Alter zwischen 43 und 53 Jahren waren mit einer größeren Ausdehnung der WML im Alter zwischen 69 und 71 Jahren assoziiert. Dies bedeutet, dass der Boden für Demenz­erkran­kungen im höheren Alter bereits 15 bis 25 Jahre früher bereitet wird.

Bei der Hirnatrophie reicht der Einfluss noch weiter zurück. Ein erhöhter Blutdruck im Alter von 43 Jahren und ein Anstieg im Alter von 36 bis 43 Jahren war mit einem kleine­ren Hirnvolumen im Alter zwischen 69 und 71 Jahren assoziiert. Auch ein Einfluss auf das Volumen der beiden Hippocampi war erkennbar, den zentralen Schaltstellen des Gedächtnisses.

Für Schott zeigen die Ergebnisse, dass das Alter zwischen 36 und 53 Jahren ein „sensib­ler“ Lebensabschnitt ist, in dem ein zu hoher Blutdruck zu Schäden führt, die dann im Alter eine Demenz auslösen. Gleichzeitig könnte es ein therapeutisches Zeitfenster („win­dow of opportunity“) sein, in dem durch eine Blutdruckkontrolle die größte protektive Wirkung gegen eine spätere Demenz erzielt wird (was streng genommen noch durch eine randomi­sierte kontrollierte Studie belegt werden müsste).

Eine klinische Konsequenz aus der Studie wäre, mit dem medizinischen Hypertonie­scree­ning nicht erst, wie heute üblich, mit 40 Jahren, sondern früher zu beginnen und erhöhte Blutdruckwerte konsequent zu behandeln. Ein Einfluss des Blutdrucks auf die Amyloid-Ablagerungen in der PET war übrigens nicht erkennbar. Dies spricht dafür, dass der Blutdruck die Entwicklung eines Morbus Alzheimer nicht direkt beeinflusst. 

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